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          Sustainable Future of Food

          Lockert die EU ihre Vorschriften für gentechnisch veränderte Nutzpflanzen?

          20 August 2023

          4 Min Read

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          Wichtigste Erkenntnisse

          Die Europäische Union erwägt eine Lockerung ihrer Vorschriften für genetisch veränderte Pflanzen, um eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern.

          Bei der Gentechnik handelt es sich um eine Technologie, die es Wissenschaftlern ermöglicht, präzise Veränderungen an der DNA eines Organismus vorzunehmen, ohne DNA anderer Arten einzubringen.

          Gentechnisch veränderte Nutzpflanzen haben das Potenzial, eine Reihe von Vorteilen zu bieten, z.B. eine höhere Trockentoleranz, eine geringere Anfälligkeit für Krankheiten und eine geringere Umweltbelastung.

          Die Europäische Union (EU) überarbeitet derzeit ihre Vorschriften für gentechnisch veränderte Pflanzen in der Landwirtschaft grundlegend.1 Die Europäische Kommission schlägt neue Leitlinien zur Prüfung vor und will den Anbau von Pflanzen, die mit Hilfe modernster neuer Genomtechniken (NGTs, new genomic techniques) wie CRISPR2 verändert wurden, in der EU zulassen.

          Auf diese Weise will die EU das De-facto-Verbot von GVO, also klassisch genveränderte Organismen, aufheben, das die Verwendung solcher Pflanzen in der Region in den letzten zwei Jahrzehnten eingeschränkt hat. Der vorgeschlagene Ansatz sieht die Einführung eines Überprüfungsverfahrens vor, um genetische Veränderungen vor ihrer Aufnahme in eine umfassende Datenbank zu bewerten.

           

          Was ist Genom-Editing?

          Das Genom-Editing umfasst eine Gruppe von Technologien, die es Wissenschaftlern ermöglichen, die DNA eines Organismus zu verändern, indem sie das Hinzufügen, Entfernen oder Verändern von genetischem Material an bestimmten Stellen im Genom erlauben. Genom-Editing bietet daher ein enormes Potenzial für präzise Änderungen an den Genen einer Pflanze, die ihr beispielsweise eine höhere Trockentoleranz, eine geringere Anfälligkeit für Krankheiten und zahlreiche andere wünschenswerte Eigenschaften verleihen.

          Durch Genom-Editing könnten künftige Nutzpflanzen mit weniger Düngemitteln, weniger Pestiziden, weniger Fläche und weniger Wasser gedeihen und so den Weg für ein nachhaltigeres Landwirtschaftsmodell und eine verbesserte weltweite Ernährungssicherheit ebnen.

          Es sei darauf hingewiesen, dass sich das Genom-Editing von der genetischen Veränderung (GVO) unterscheidet, da es nicht zur Einführung von DNA aus anderen Arten führt und neue Sorten hervorbringt, die denen ähneln, die durch natürliche Züchtungsprozesse langsamer erzeugt werden könnten.3

          Die Europäische Union hat das Genom-Editing jedoch nur zögerlich angenommen und ist damit der größte Wirtschaftsraum weltweit, der die Technologie noch nicht vollständig übernommen hat. Im Gegensatz zu Ländern wie den Vereinigten Staaten und Argentinien, die bereits erfolgreich durch Genom-Editing veränderte Nutzpflanzen einsetzen, sieht der aktuelle Vorschlag der EU keine vollständige Befreiung von biotechnologiespezifischen Vorschriften für NGTs vor. Während er darauf abzielt, die Transparenz zu erhöhen und den Marktzugang für ein breiteres Spektrum von NGTs zu erleichtern, bestehen weiterhin Bedenken hinsichtlich möglicher politischer Einmischung und ungerechtfertigter Verzögerungen im Verifizierungsprozess.

          Potenzielle Vorteile

          Unter den verschiedenen Genom-Editierungstechniken ist CRISPR die bekannteste. Sie ermöglicht präzise Veränderungen im Erbgut einer Pflanze, im Gegensatz zur genetischen Modifizierung (GVO), bei der größere DNA-Fragmente von anderen Arten eingeführt werden. Durch Genom-Editing veränderte Pflanzen sind noch relativ neu – nur eine Handvoll Anwendungen sind derzeit auf dem Markt erhältlich. Beispiele hierfür sind eine mit CRISPR genetisch veränderte Tomate mit erhöhtem GABA-Gehalt, die möglicherweise zur Senkung des Blutdrucks beiträgt und ein in den USA entwickeltes Senfgrün, dem es an Bitterkeit fehlt.

          Trotz der potenziellen Vorteile von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen, wie z. B. verbesserte Trockentoleranz und Schädlingsbekämpfung, gibt es derzeit keine marktreifen Nutzpflanzen, die diese spezifischen Eigenschaften aufweisen. Dennoch deuten Studien über bestehende GVO auf vielversprechende Umweltvorteile hin. So könnte beispielsweise der trockentolerante HB4-Weizen in Argentinien (der im Juni 2021 als erstes Land zugelassen wurde) die Treibhausgasemissionen erheblich reduzieren und die Widerstandsfähigkeit der Landwirtschaft gegenüber dem Klimawandel erhöhen.6

          Würde die EU die vorhandenen GVO in dem Maße übernehmen wie Länder wie Brasilien, Kanada und die Vereinigten Staaten, könnten die landwirtschaftlichen Emissionen erheblich gesenkt werden, wodurch der Druck auf tropische Länder, die Wälder für die landwirtschaftliche Expansion abholzen müssen, gemindert würde.

          Fazit

          In der Vergangenheit hat sich die EU für eine ökologische Landwirtschaft entschieden, die GVO und NGT strikt verbietet und gleichzeitig den Schwerpunkt auf die Reduzierung von Betriebsmitteln wie Düngemitteln und Pestiziden legt. Durch die völlige Ablehnung dieser Lösungen hat die EU jedoch die ökologischen Vorteile, die sie bieten, verpasst. Die Einführung von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen bietet eine vielversprechende Möglichkeit, erhebliche Umweltvorteile zu erschließen und eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern.

           

          Während Nationen auf der ganzen Welt nach Lösungen suchen, um die Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Umwelt zu minimieren, sich an den Klimawandel anzupassen und die Nahrungsmittelproduktion zu steigern, könnte die EU eine wichtige Rolle spielen, indem sie eine Vielzahl von Instrumenten, einschließlich des Genom-Editing, zur Erreichung dieser Ziele einsetzt.

          References

          1

          Politico, “Super crops are coming: Is Europe ready for a new generation of gene-edited plants?”, July 2023. Aufrufbar unter: https://www.politico.eu/article/super-crops-eu-ready-for-new-generation-of-gene-edited-plants-gmo/

          2

          Molekularbiologisches Verfahren, um einen DNA-Strang an einer vorgegebenen Stelle zu durchschneiden und dort gezielt zu verändern

          3

          Gov.uk, “Plans to unlock power of gene editing unveiled”, September 2021/ Aufrufbar unter https://www.gov.uk/government/news/plans-to-unlock-power-of-gene-editing-unveiled

          4

          GABA ist ein Neurotransmitter im Gehirn, der als hemmender Botenstoff fungiert, die Aktivität der Neuronen reduziert und dazu beiträgt, die Gehirnfunktion auszugleichen.

          5

          Genetic Literacy Project, “Mustard greens genetically tweaked to be less bitter will be the first CRISPR edited food available in the US when they reach supermarkets this summer”, Mai 2023. Aufrufbar unter: https://geneticliteracyproject.org/2023/05/18/mustard-greens-genetically-tweaked-to-be-less-bitter-will-be-the-first-crispr-edited-food-available-in-the-us-when-they-reach-supermarkets-this-summer/

          6

          Nature Journal, “Argentina first to market with drought-resistant GM wheat”, Juni 2021. Aufrufbar unter: https://www.nature.com/articles/s41587-021-00963-y

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